Pressebericht Wochenspiegel 21.09.2025 von Andreas Bender

Mastershausen. Die Naturbestattung in einem Ruhewald ist mittlerweile eine beliebte Alternative zur Friedhof-Bestattung. Wir haben uns in Mastershausen informiert.

Umgeben vom Ruhewald (von links): Jörg Kabelitz, Helmut Schmitz, Alexander Schöneberg und Björn May am Andachtsplatz.

Eine würdevolle Urnenbeisetzung unter Waldbäumen ist seit zwölf Jahren im Gemeindewald in Mastershausen möglich – im Ruhewald „Am Fürstengrab“. Dafür hat die Gemeinde 2013 eine rund zehn Hektar große Waldfläche ausgewiesen, rund 2,5 Kilometer vom Dorf entfernt. Seit 2014 kümmert sich Helmut Schmitz um die Verwaltung des Ruhewaldes.

 

„Wir haben auf der Fläche aktuell 678 Buchen und Eichen ausgewiesen“, erklärt der 79-jährige. „Die Beisetzungen finden an den Wurzeln der Bäume statt. Pro Baum gibt es zehn Grabplätze, die in einem Ring etwa 1,20 Meter vom Baummittelpunkt entfernt liegen. Jeder Grabplatz wird für 50 Jahre erworben. Auf Wunsch wird die Grabstätte mit einem schlichten Schild am Baum gekennzeichnet.“ Am Eingang des Ruhewaldes wurde ein Andachtsplatz eingerichtet, mit einem Altar und Holzbänken. Nach der Andacht geht es dann zur Grabstätte. Beerdigungen laufen also genauso ab, wie auf einem Friedhof – nur eben im Wald. Es werden ausschließlich Urnenbeisetzungen vorgenommen.

 

Da der Ruhewald in seinem natürlichen Zustand erhalten wird, ist Grabschmuck nur 14 Tage nach der Bestattung zugelassen. Danach besteht aber die Möglichkeit, ein kleines Moos-Nest anzulegen für Blumen. Eine Besonderheit bei Ruhewäldern, sagt Schmitz. Ebenso das Angebot „Treue Gefährten“. Hier können maximal drei Haustiere im gleichen Grabfeld beigesetzt werden wie Herrchen und Frauchen. Ebenso werden Familienbäume angeboten (Nutzungsrechte für 100 Jahre).

 

Die Naturbelassenheit ist für viele ein Anreiz, stellt die Gemeinde Mastershausen als Betreiber aber gleichzeitig auch vor Herausforderungen – besonders mit Blick auf dem Klimawandel. Durch die Umwandlung von einer forstwirtschaftlich genutzten Fläche in einen Ruhewald, wird das Areal nicht durch das Forstamt Kastellaun betreut. Für die Verkehrssicherheit und Pflege hat man Björn May engagiert.

 

Dieser kontrolliert regelmäßig den Baumbestand und nimmt Pflegemaßnahmen vor – nicht nur nach extremen Wetterereignissen (Unwetter, Sturm, Schneefall). „Vor allem schauen wir nach Totholz. Rund 80 Prozent der Arbeit besteht darin, Äste aus Bäumen zu entfernen, damit diese Besucher nicht verletzen“, sagt May. Bei größeren Trockenschäden wird der Baum beschnitten, um ihn zu erhalten. Sollte aus Sicherheitsgründen das Fällen eines Ruhebaumes notwendig werden, bleibt ein Stammtorso zurück und ein neuer Baum wird daneben gepflanzt.
„Natürlich schauen wir bei Belegbäumen genau hin und wählen jüngere gesunde Bäume aus. Aber auch hier kann sich im Laufe der Jahre die Situation ändern“, sagt Schmitz. „Wir sind eben in der Natur und Veränderungen im Wald sind nicht ausgeschlossen.“

 

Dies unterstreicht auch Förster Alexander Schöneberg (Forstrevier Buch): „Der Wald ist im Dauerstress durch den Klimawandel. Wir haben heute eine andere Situation als noch zur Eröffnung des Ruhewaldes. Die Böden sind weiter viel zu trocken. Der geringe Niederschlag und die mitunter heißen Sommer der letzten Jahre haben auch den Grundwasserspiegel fallen lassen. Die Bäume sind zu oft unterversorgt. Eine alte Eiche oder Buche braucht eigentlich gut 500 Liter Wasser pro Tag.“ Die Folge sind Trockenschäden und leichtes Spiel für Schädlinge. Durch das Einbringen neuer, klimaresistenter Baumarten will man die heimischen Wälder zukunftsfähig machen.

 

Das Konzept Ruhewald geht auf, freut sich auch Bürgermeister Jörg Kabelitz. „Natürlich wirkt sich auch der wirtschaftliche Aspekt positiv auf die Gemeinde aus. Der Ruhewald ist aber gleichzeitig eine würdevolle Alternative für Menschen in unserer Region und darüber hinaus.“ Aktuell sind rund 25 Prozent der Grabplätze belegt durch Beisetzungen und Vorsorgevereinbarungen. Tatsächlich machen letztere den größten Anteil bei Anfragen und dem Kauf einer Grabstätte aus“, sagt Schmitz. So können sich Menschen zu Lebzeiten einen Baum aussuchen für ihre letzte Ruhestätte.

 

Helmut Schmitz ist rund 120 Stunden im Monat im Einsatz für den Ruhewald bei Führungen, Beratungen und der Vorbereitung von Beisetzungen. „Wir sind froh und dankbar, dass wir mit Helmut Schmitz einen so engagierten Verwalter haben, der so viel Herzblut in das Projekt steckt“, betont Kabelitz. „Wir suchen Menschen, die sich ehrenamtlich einbringen wollen, um Herrn Schmitz zu unterstützen.“